Reifendrucksensoren im Vergleich: Der Unterschied zwischen Pkw und Lkw-RDKS

Auf den ersten Blick wirken Reifendrucksensoren (RDKS) für Pkw und Lkw nahezu identisch. Doch der Eindruck täuscht: Einfach austauschen lässt sich die Technik keineswegs. Die Unterschiede stecken im Detail – und genau diese sind entscheidend für Sicherheit und Lebensdauer.

In diesem Beitrag nehmen wir die Technik genau unter die Lupe und zeigen, warum ein Lkw-RDKS-Sensor ein echtes Hochleistungsbauteil ist, das deutlich höheren Belastungen standhalten muss als Sensoren im Pkw.

1. DIE BEFESTIGUNG: Ventil vs. Sensorgurt

Der erste sichtbare Unterschied liegt in der Montageart. Während im Pkw-Bereich Standardisierung herrscht, geht der Nutzfahrzeugsektor (insbesondere bei Trailern) eigene Wege.

  • Pkw (Ventil-Montage): Hier sitzen die Sensoren fast immer direkt am Ventil. Seit den 90er Jahren entwickelten sich diese von starren Aluminiumventilen hin zu flexiblen Gummiventilen (Snap-In). Man unterscheidet heute zwischen Niedergeschwindigkeits- (bis 210 km/h) und Hochgeschwindigkeitsvarianten (bis 250 km/h).
  • Lkw & Trailer (Felgen-Montage): Zwar gibt es bei Zugmaschinen auch ventilbasierte Lösungen, doch gerade bei Trailern hat sich eine andere Methode etabliert: Der innenliegende RDKS-Sensor mit dem Sensorgurt. Der Sensor hat keine eigene Verschraubung, sondern wird mittels eines Gurtes sicher im Tiefbett der Felge fixiert.

2. Der Druckmessbereich:
Warum Pkw-Technik im Lkw versagt

Der wohl wichtigste technische Unterschied ist der Druck, den der Sensor aushalten und messen muss.

  • Pkw: Der Messbereich ist meist auf ca. 9 Bar (900 kPa) absolut begrenzt. Das reicht für normale Autoreifen völlig aus.
  • Lkw: Hier müssen Sensoren bis zu 14 Bar messen können.

 

Warum so hoch?

Der Solldruck eines Lkw-Reifens liegt oft schon bei 9 bis 10 Bar (bei Umgebungstemperatur). Im Betrieb erwärmt sich der Reifen durch Walkarbeit und Reibung massiv. Die Luft dehnt sich aus, und der Druck steigt schnell auf 12 bis 13 Bar. Ein Pkw-Sensor würde hier an seine physikalischen Grenzen stoßen.

3. Batterie & Nutzungsverhalten: Parken vs. Dauerlauf

Ein Pkw wird überwiegend im Stand betrieben, während ein Lkw einen Großteil seiner Nutzungszeit tatsächlich fährt. Dieses unterschiedliche Einsatzprofil bestimmt maßgeblich die Anforderungen an die Batterietechnologie der jeweiligen Reifendrucksensoren.

  • Der Pkw-Ansatz (Energiesparen): Ein Pkw ist durchschnittlich nur kurz in Bewegung und verbringt den Großteil des Tages im Ruhezustand. Pkw-Sensoren erkennen diesen Stillstand über Beschleunigungssensoren und wechseln in einen energiesparenden Schlafmodus. Dadurch können vergleichsweise kleine Batterien eingesetzt werden.
  • Der Lkw-Ansatz (Dauerleistung): Nutzfahrzeuge müssen möglichst kontinuierlich im Einsatz sein, um wirtschaftlich zu arbeiten. Die Sensoren sind daher dauerhaft aktiv. Entsprechend benötigen Lkw-RDKS größere Batterien mit deutlich höherer Kapazität.

Temperaturbeständigkeit der Batterien

Neben der Kapazität spielt auch die eingesetzte Batterietechnologie eine zentrale Rolle.

  • Pkw: Temperaturänderungen bewegen sich typischerweise in einem moderaten Bereich von etwa 20 °C (z. B. Kaltstart bis Autobahnbetrieb). Für die eingesetzten Batterien stellen diese Schwankungen kaum eine Herausforderung dar.
  • Lkw: Bei vollbeladenen Lastkraftwagen entstehen erheblich höhere thermische Belastungen, etwa durch Reibungs- und Bremsenergie. Temperaturspitzen und -abfälle von bis zu 80 °C sind keine Seltenheit. Aus diesem Grund kommen in Lkw-Sensoren industrielle Hochleistungsbatterien – beispielsweise von Panasonic – zum Einsatz, deren chemische Zusammensetzung gezielt darauf ausgelegt ist, diese starken thermischen Lastwechsel zuverlässig zu überstehen.

4. Gehäusekonstruktion: Schutz vor dem Druckschock

Auch das Gehäuse verrät den Einsatzzweck.

  • Pkw (Verschweißt & Hohl): Um Gewicht und Kosten zu sparen, bestehen RDKIS-Sensoren oft aus zwei verschweißten Plastikschalen. Innen sind sie hohl.
  • Lkw (Vollverguss): Lkw-Sensoren sind oft komplett mit Vergussmasse ausgefüllt.

Der Grund: Neben dem Schutz vor Vibrationen geht es um Druckwechsel. Wenn ein Lkw-Reifen mit 12 Bar in der Werkstatt demontiert wird, fällt der Druck schlagartig auf Umgebungsniveau ab. Ein hohles Gehäuse könnte durch diesen rapiden Druckwechsel beschädigt werden oder platzen. Die massive Vergussmasse verhindert das.

Zusammenfassung: Die Unterschiede auf einen Blick

MERKMAL PKW-SENSOR LKW-SENSOR
Befestigung Meist am Ventil (Alu/Gummi) Oft Sensorgurt im Felgenbett
Max. Druck ca. 9 Bar Bis 14 Bar
Batteriegröße Klein (optimiert für Parkzeiten) Groß (optimiert für Dauerlauf)
Temperaturfestigkeit Standard Extrem (Spezialchemie für 80°C ΔT)
Gehäuse Hohlraum (verschweißt) Vollverguss (gegen Druckschocks)
Kompatibilität Chaos (100+ Varianten) Standardisiert (hohe Austauschbarkeit)

Video: pkw vs. lkw rdks-sensoren

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    WICHTIGE FAQs

    Was ist der wichtigste Unterschied zwischen Pkw- und Lkw-RDKS-Sensoren?

    Der entscheidende Unterschied liegt im Druckbereich und der Belastbarkeit.
    Pkw-Sensoren messen bis ca. 9 Bar, während Lkw-Sensoren für bis zu 14 Bar ausgelegt sind. In Deutschland und im DACH-Raum sind Lkw damit auf höhere Drücke und thermische Belastungen vorbereitet, wie sie im Fernverkehr und im Schwerlasttransport typisch sind.

    In der Regel werden Lkw-Sensoren überwiegend per Sensorgurt im Tiefbett der Felge befestigt. Dies stellt eine sichere Montage auch bei hohen Achslasten sicher.

    Der Trailerverkehr in Europa erfordert kompatible Systeme zwischen Zugmaschine und Anhänger.
    Deshalb sind Lkw-RDKS-Sensoren weitgehend standardisiert, während im Pkw-Sektor über 100 Hersteller-Varianten existieren.
    Die Standardisierung vereinfacht Wartung, Trailerwechsel und Flotten-Management.

    Beim schnellen Druckabfall (z. B. Reifenwechsel mit 12 Bar) entsteht ein Druckschock.
    Lkw-Sensoren überleben dies nur durch Vollverguss. Pkw-Sensoren könnten platzen oder deformiert werden.

    Ein korrekt arbeitendes System verhindert:

     

    • Reifenüberhitzung

    • Reifenplatzer
    • Blowouts bei Lastwechseln

    • Instabilität bei Kurvenfahrten

    • Gefährliche Pannen auf Autobahnen


    Besonders im europäischen Güterverkehr ist ein zuverlässiges RDKS sicherheitskritisch und gesetzlich vorgeschrieben.

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