Im Nutzfahrzeugbereich herrscht oft Unsicherheit:
Kann man eigentlich jeden RDKS-Sensor (TPMS-Sensor) mit jedem Fahrzeug, Empfänger oder Diagnosesystem kombinieren?
Die kurze Antwort lautet:
Nein, nicht alle RDKS-Sensoren sind automatisch miteinander kompatibel – aber sie können kompatibel sein, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind: Mechanik, Elektronik und Funkprotokoll.
Und genau diese drei Bereiche entscheiden darüber, ob Sensoren verschiedener Hersteller austauschbar sind oder nicht.
1. mechanische kompatibilität Passt der Sensor ans Rad?
Bevor ein Sensor überhaupt Daten senden kann, muss er korrekt befestigt werden.
Im Nutzfahrzeugbereich unterscheiden sich Räder stark – Stahl, Alu, unterschiedliche Tiefbetten, Ventilpositionen.
Mechanische Kompatibilität bedeutet:
Der Sensor lässt sich an jedem Radtyp befestigen
unabhängig von Felge, Ventilposition oder Radgröße
meist realisiert über textile Sensorgurte oder universelle Haltesysteme
Nur wenn der Sensor mechanisch montiert werden kann, spielt Funk oder Elektronik überhaupt eine Rolle.
Viele OEM-Sensoren und manche Wettbewerber scheitern genau an diesem Punkt, weil sie fahrzeugspezifisch konstruiert sind.
2. Elektronische Kompatbilität
Spricht die Sensor-Elektronik dieselbe Sprache?
Der Sensor muss technisch in der Lage sein, die Informationen zu liefern, die das Fahrzeug oder die Telematikeinheit benötigt:
Druckmessung
Temperaturmessung
Datenverarbeitung und Verschlüsselung
lokale Diagnose über Werkstattgeräte
Elektronische Kompatibilität liegt nur dann vor, wenn:
der Sensor von Diagnosegeräten verschiedener Hersteller ausgelesen werden kann
die Datensätze standardisiert und vollständig sind
die Energieversorgung (Batterie) den Betriebsanforderungen entspricht
Manche Nachrüst/Ersatz-Sensoren senden zwar Daten, aber nicht in der Form, wie Flotten- oder OEM-Systeme sie erwarten → keine elektronische Kompatibilität.
4. Funkprotokoll-Kompatibilität: Das entscheidende Kriterium
Hier entscheidet sich, ob Sensoren tatsächlich austauschbar sind.
Ein RDKS-Sensor sendet immer:
Sensor-ID
Druck
Temperatur
Statusinformationen (z. B. Rad dreht / Fahrzeug steht)
ABER:
Nicht jeder Hersteller nutzt dasselbe Funkprotokoll.
Manche Systeme sind proprietär, andere teilweise offen.
Um echte Austauschbarkeit zu ermöglichen, wurde das TireCheck-Protokoll eingeführt:
Einheitliches Hauptprotokoll seit 2012
Alle Sensorfarben/-modelle interoperabel
Von Werkstätten und Telemetrie-Anbietern verstanden
Flexibel erweiterbar für OEM- und Telematiksysteme
Das bedeutet:
Sensor A von heute kann Sensor B von vor 10 Jahren ersetzen – solange beide das gleiche Hauptprotokoll verwenden.
Viele OEMs und Telematikanbieter orientieren sich inzwischen daran, um einen de facto Standard aufzubauen.
Wann sind RDKS-Sensoren wirklich kompatibel?
Nur wenn alle drei Bereiche gleichzeitig erfüllt sind, kann man von echter Kompatibilität sprechen:
| Bereich | Bedeutung | Ohne diesen Bereich |
|---|---|---|
| Mechanik | Sensor passt an jedes Rad | Sensor kann nicht montiert werden |
| Elektronik | Sensor liefert alle nötigen Daten | Diagnosetools können ihn nicht auslesen |
| Funkprotokoll | Daten werden verstanden & akzeptiert | Fahrzeug erkennt den Sensor nicht |
Erst wenn Mechanik, Elektronik, Funk-Schnittstelle zusammenpassen, sind Sensoren wirklich austauschbar – unabhängig von Farbe, Modell oder Baujahr.
Video: KOMPATIBILITÄT VON RDKS SENSOREN IM LKW/TRAILER
In diesem Artikel:
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WICHTIGE FAQs
Sind RDKS-Sensoren im Nutzfahrzeugbereich standardisiert?
Teilweise. Mechanik und Elektronik ähneln sich stark, aber eine eindeutige Standardisierung entsteht nur mit einem gemeinsamen Funkprotokoll wie dem TireCheck-Protokoll. Im Trailer-Bereich sind die Sensoren zu 95 % mit dem TireCheck Protokoll ausgestattet, sodass hier eine sehr hohe Standardisierung und Kompatibilität gewährleistet ist.
Warum sind nicht alle LKW-RDKS-Sensoren kompatibel?
Auch wenn viele Lkw-Sensoren auf 433 MHz funken und ähnliche Messgrößen (Druck, Temperatur, Status) liefern, nutzen Hersteller teilweise unterschiedliche Funkprotokolle und Datenstrukturen. Hinzu kommen fahrzeugspezifische Anforderungen im Steuergerät (z. B. Anzahl Achsen, Alarmgrenzen) sowie unterschiedliche Bauweisen. Deshalb sind Sensoren nur dann herstellerübergreifend nutzbar, wenn Protokoll, Frequenz, Geometrie und Anlernverfahren zusammenpassen – sonst werden sie vom System nicht erkannt oder erzeugen Fehlermeldungen.
Was müssen Fahrzeughersteller bei der Auswahl eines RDKS-Systems für neue Nfz-Plattformen beachten?
Regulatorische Konformität (UN/ECE R141), Skalierbarkeit über Modellreihen, Schnittstellen zu Telematik, Verfügbarkeit im Aftermarket und Kompatibilität zu Werkstatt- und Flottenprozessen. Fahrzeughersteller müssen sicherstellen, dass das gewählte System:
die gesetzlichen Anforderungen zur Warnzeit und Genauigkeit erfüllt.
mit standardisierten Schnittstellen (CAN, Diagnosenetzwerk, ggf. Telematik) integrierbar ist,
über einen tragfähigen Aftermarket-Support (Sensorversorgung, Diagnosetools, Servicekonzepte) verfügt,
und idealerweise Mischflotten- und Trailer-Szenarien unterstützt.